Wieso entstand die Plattform für Film- und Kreativschaffende? Warum hat unser Softwareentwickler die Plattform nicht selbst programmiert? Was hat Cine.Equipment mit Kreislaufwirtschaft zu tun? Und weshalb wagen wir es, nun eine Plattformgebühr zu verlangen? In den letzten beiden Jahren wurden viele Entscheidungen getroffen, verschiedene Wege Eingeschlagen, wir haben Ideen geformt und dann doch wieder verworfen. Aus den Gesprächen mit der Community entstanden neue Inspirationen und Kontakte - die Grundlage für ein wachsendes Netzwerk entstand.
In diesem Blog nehmen wir euch mit, zurück an den Anfang Von der Zeit der Entstehung bis heute erzählt jedes Mitglied einen Teil unserer Geschichte.
Und weil es bei der Vergangenheit nicht bleiben soll, wollen wir auch unsere Zukunftsaussichten mit euch teilen.
Film ab...
Warum machen wir Cine.Equipment?
von Fabian Steiner
Die Idee für Cine.Equipment entstand noch während meinem Filmstudium an der Hochschule Luzern Design+Kunst im Jahr 2014: Während dem Studium wunderbar eingedeckt mit schuleigenem Filmequipment stellte sich für uns Studierende gegen Ende des Studiums die Frage, von wo wir nun das Equipment für unsere Projekte beziehen können. Die Idee einer Liste entstand, wo alle ihr eigenes Equipment eintragen können und die anderen sehen, wer was zur Verfügung hat. Ein paar Jahre liegen geblieben, entstand aus dieser Idee im Jahr 2017 das Projekt Cine.Equipment mit der Vision, eine schweizweite Sharing-Plattform für Film- und Kreativschaffende zu entwickeln.
Mein Name ist Fabian, ich bin freischaffender Filmemacher und vorallem als Colorgrader und Kameramann unter FABUST tätig. Meine Leidenschaft, gutes Equipment einfach zugänglich zu machen und gleichzeitig Filmschaffende untereinander zu vernetzen ist wohl meine grösste Motivation an der Entwicklung der Plattform dranzubleiben und sie in der Schweizer Filmwelt relevanter zu machen. Dabei lege ich grossen Wert auf zwei Aspekte:
Professionell und sicher
Cine.Equipment soll eine Plattform für professionelle Film- und Kreativschaffende und Personen mit Vorkenntnissen sein. Nur so ist auch eine fachgerechte und sorgfältige Handhabung von Equipment gewährleistet. Mir ist wichtig unter den Benutzer*innen der Plattform ein Vertrauensverhältnis zu haben. Aus diesem Grund verifizieren wir vom Team auch alle Benutzer*innen und suchen den persönlichen Kontakt.
Lokal vernetzt
Gerade zur Zeit von Corona haben wir alle wieder neu erfahren, wie wichtig das unmittelbare Umfeld ist. Ich möchte mit Cine.Equipment einen Beitrag zur Vernetzung von Film- und Kreativschaffenden in der Schweiz leisten. Oft weiss man gar nicht, dass in der eigenen Stadt jemand anderer vielleicht genau die Lichtausrüstung oder das Mikrofon hat, welches man für einen Dreh braucht oder mal ausprobieren möchte. Somit kannst du auch mit anderen Film- und Kreativschaffenden in Kontakt kommen und wichtige Kontakte für deinen beruflichen Alltag knüpfen. Die Chance auf neue Kollaborationen entstehen und der fachliche Austausch wird vertieft.
Von der Entwicklung der Plattform
von Andreas Keller
Ich lernte Fabian im Effinger Coworking Space kennen in dem wir beide arbeiteten. Er als Filmemacher, ich als Softwareentwickler. Als er mir von seiner Idee erzählte, reizte mich vor allem die technische Herausforderung eine solche Plattform umzusetzen und die Möglichkeit an einem eigenen Startup zu arbeiten. Voller Elan gingen wir zusammen die Entwicklung an. Fabian erstellte das Design, ich programmierte. Und bald hatten wir eine erste Version am Start, auch wenn wir den Umfang unterschätzten.
Eigenentwicklung oder Standardlösung
Bereits zu Beginn entdeckten wir Sharetribe, eine Software as a Service Plattform mit dem Versprechen einen eigenen Marktplatz wie Cine.Equipment relativ schnell ohne Code zu erstellen. Angetan von den Möglichkeiten, aber noch skeptisch ob das uns nicht zu sehr einschränkt im Design und den Funktionalitäten, wählten wir den Schritt die Plattform selber zu entwickeln. Nach einem Jahr entschieden wir uns dann doch zu Sharetribe zu wechseln. Rückblickend sicher die richtige Entscheidung. Sharetribe wird laufend weiterentwickelt und ist eine sehr robuste und durchdachte Softwarelösung. Doch sie hat auch Nachteile: Auch wenn eine Bezahlung direkt bei der Vermietung mit Sharetribe umsetzbar wäre, nutzen wir diese Option nicht, da sie für uns zu unflexibel ist. Auch eine API (Schnittstelle) um Sharetribe mit weiteren Tools einfach zu verknüpfen existiert nicht. Bisher kamen wir aber jedes Mal zum Schluss, dass wir mit der jetzigen Plattform noch genügend Raum haben um uns zu entwickeln und sind laufend weiter am evaluieren, wie Cine.Equipment hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit und der technischen Möglichkeiten weiterentwickelt werden kann.
Regelmässige Treffen im Team
Neben Fabian und mir arbeiten mittlerweile auch Carolina, David und Oli aktiv an Cine.Equipment mit. Wir treffen uns einmal monatlich im Effinger zur gemeinsamen Arbeit an der Plattform. Dazwischen treibt jeder individuell oder in Zusammenarbeit mit anderen die einzelnen Bereiche voran.
Ein Boost am Circular Economy Incubator
von Carolina Steiner
Das Jahr 2020 durften wir mit der Teilnahme am Circular Economy Incubator starten. Das hat uns als Team einen richtigen Schub gegeben. Der Gewinn vom Hauptpreis in unserer Kategorie, war für uns eine riesige Ermutigung um weiter zu machen. Beim Incubator handelt es sich um ein Förderprogramm für Startups welche sich im Bereich der Kreislaufwirtschaft ansiedeln. Es ist ein Kollaborationsprojekt von Impact Hub Switzerland und sanu durabilitas - mit der Unterstützung der MAVA Stiftung. Während drei Monaten wurden wir gecoacht und konnten an verschiedenen Workshops teilnehmen. Aus dieser Zeit habe ich vor allem folgende zwei Punkte mitgenommen:
1. Wir müssen unsere Vision und Mission kennen.
Im ersten Workshop setzten wir uns mit unserer Vision und Mission auseinander. Ich fand es spannend, dass wir als Team bereits lange an Cine.Equipment arbeiteten, es dann aber doch nicht so einfach war, einen einzelnen Satz für unsere Vision zu definieren. Schlussendlich fanden wir für unsere Vision folgenden simplen Satz:
Wir bringen Filmschaffende aus der Schweiz zusammen.
Während die Vision eher den Weitblick, die längerfristige Zukunft beschreibt, wird in der Mission definiert was konkret umgesetzt wird. Die Mission von Cine.Equipment haben wir so formuliert:
Wir machen teilen von Filmequipment einfach und sicher.
Wie ihr im oberen Teil von Fabian lesen könnt, haben wir 2019 gestartet, Equipment von professionellen Filmschaffenden sichtbar und verfügbar zu machen. Daran werden wir auch in Zukunft noch arbeiten.
2. Rasch nach Aussen treten und Feedback einholen
Statt im stillen Kämmerlein an der Webseite zu arbeiten, ist es uns wichtig rasch hinaus zu treten und Feedbacks einzuholen. Dies ist gerade für mich immerwieder eine Herausforderung, denn ich denke oft: "Wenn wir die Website mit mehr Features nutzerfreundlicher und attraktiver machen würden, dann könnte Cine.Equipment so richtig abheben." - Aber ist das wirklich so? Nach reichlich geführten Diskussionen entschieden wir uns, dass es vorerst darum geht die Idee und das aktuelle Angebot zu validieren indem wir Filmschaffenden von Cine.Equipment erzählen und schauen ob sie die Plattform nutzen. Cine.Equipment soll lieber langsam, dafür organisch und nachhaltig wachsen.
Tönt es nicht sinnvoll: gemeinsames Nutzen anstatt selber kaufen?
von David Röthlisberger
Als Kameramann und Colorist beschäftigt mich die Technik des Filmemachens täglich. Sei es in der Postproduktion oder an der Kamera: Alle Filmprojekte verbindet, dass für ihre Umsetzung Technologie gebraucht wird.
Ich lernte Fabian nach dem Studium kennen, wir arbeiteten zusammen und tauschten uns über seine Idee der Plattform für Filmequipment aus. Der Aspekt, der mir am meisten einleuchtete ist, dass es sinnvoll ist, das Equipment gemeinsam zu benutzen anstatt herumstehen zu lassen. Dadurch, dass sich die Technologien in den letzten Jahren in immer grösseren Sprüngen entwickelten und auch preiswerter wurden, ist die Verlockung grösser das neueste Equipment anzuschaffen. Es ist angenehm auf ein eigenes Material jederzeit und überall Zugriff zu haben. Trotzdem merke ich immer wie mehr, dass es auch befreiend sein kann, sich nicht auf ein einzelnes Produkt festzulegen zu müssen, gerade wenn Produktionsfirmen mit ihren eigenen oder einem bestimmten Modell arbeiten wollen. Im professionellen Filmschaffen sind Mietmodelle verbreitet, man geht für die HMI-Einheiten beim Rental-House vorbei oder kann sich bei Freunden mit dem Stereomik eindecken. Trotzdem gab es immer wieder diesen einen Moment, in denen mir genau eine solche Plattform gefehlt hat: Eine Datenbank, auf der ich zusammengefasst aus den Online-Miet-PDFs vielfältiges, spezifisches und professionelles Equipment finden kann. Und das natürlich auch verbunden mit einer Lokalisierung über eine Karte, wo auch immer ich bin. Ich weiss, die vermietende Person arbeitet als professionelle Filmschaffende, trägt Sorge und dazu kommt noch, dass ich jemanden kennenlernen kann und sich daraus das berufliche Netzwerk ein bisschen weiter spannen kann.
Auf Cine.Equipment sollen realistische Preismodelle angewendet werden, keine Dumpingpreise. Und durch den gemeinsame Nutzen können wir den globalen Konsum auch hier bei uns etwas reduzieren.
Und mit den lieben sozialen Medien?
von Oliver Schären
Als ich anfangs Juni zu Cine.Equipment stiess, war es relativ ruhig um den Instagram-Kanal. Vereinzelte Posts über Team-Mitglieder, Equipment oder Blog-Einträge zierten unsere Instagram Seite.
Ich bin der Meinung, dass heutzutage jedes Unternehmen einen Social-Media-Account haben sollte. Noch schlimmer als keinen zu haben, finde ich aber ein spärlich geführtes Social-Media Profil. Für ein professionelles Auftreten, gehört das heute einfach dazu. So fingen wir an, unsere Blogbeiträge über Insta-Videos zu „releasen“. Wir haben begonnen Interviews mit Filmschaffenden aus der Schweiz zu führen, zum Beispiel dem Regisseur Sean Wirz oder dem Livestream-Experten Jonathan Hess. Beide sind auf unserer Website, sowie unserem YouTube-Kanal zu finden. Ausserdem versuchen wir mit Stories, die neusten Einträge auf unserer Website für euch, die Community, hervorzuheben.
Stichwort Community. Bei Instagram geht es uns primär um die Interaktion mit der Community. Wir wollen euch einen Mehrwert bieten. So werden auch in Zukunft noch weitere Interviews mit Regisseur*innen, Kameraleuten oder Drehbuchautor*innen erscheinen. Zudem kommen Vorstellungsvideos des Teams, sowie Cine.Explained, eine Serie die die Tipps und Tricks auf unserer Plattform beleuchtet.
Wie geht es weiter:
Die Nachfrage und das Angebot an Equipment ist in den letzten beiden Jahren stetig gewachsen. In einzelnen Städten sind bereits Pools an moderner und professioneller Technik auffindbar und es melden sich laufend neue Benutzer*innen auf Cine.Equipment an. Dies motiviert uns weiterzumachen und weiter in die Plattform zu investieren. Ab dem 1. Mai 2021 wagen wir einen nächsten Schritt und führen eine Plattformgebühr ein.
Warum machen wir den Schritt in die Kostenpflichtigkeit?
Wir sind der Meinung, dass Cine.Equipment den Film- und Kreativschaffenden einen Mehrwert bietet und es sich lohnt darin zu investieren. Material soll einfach gefunden und angeboten werden können. Gleichzeitig findet eine natürliche Vernetzung unter Filmschaffenden statt. Die Plattformgebühr setzen wir für die laufenden Kosten der Plattform und deren Weiterentwicklung ein. Konkret bedeutet das:
- Wir investieren darin, dass sich Cine.Equipment auch in weiteren Städten verbreitet und sich laufend neues Material finden lässt. Über diese Vernetzung wollen wir einen Beitrag zur Stärkung der lokalen Communitys unter Film- und Kreativschaffenden leisten.
- Wir wollen technisch experimentieren, die Plattform weiterentwickeln und neue Ideen ausprobieren (z.B. eine Verkaufs-Börse, Versicherungslösungen, Bewertungen oder Zahlungsmöglichkeit).
- Mit Cine.Equipment wollen wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft leisten. Die Wertschöpfung von bereits vorhandenem Equipment in der Schweiz wird durch lokales Mieten und Vermieten gefördert.
Und wir wollen unseren Werten auch in bevorstehenden Entwicklungen treu bleiben. Wir bleiben unabhängig und sympathisch, von Filmschaffenden für Filmschaffende.